Die sprichwörtlich gewordene Kölner Szene mit ihren usual suspects Cosima von Bonin, Merlin Carpenter, Diedrich Diederichsen, Christoph Gurk, Martin Kippenberger, Justus Köhncke, Jutta Koether, Michael Krebber und Albert Oehlen, die eng damit verbandelten Szenen um die Musikzeitschrift Spex sowie um dieses Magazin, aber auch die Galerien Buchholz, Capitain und Nagel fanden in Graz einen diskursiv, ökonomisch und sozial äußerst rezeptiven und zugleich kooperationsfreudigen Außenposten vor. Dass dieser Kulturaustausch im Nachhinein deutlich zugunsten der exportfreudigen Kölner ausfiel, kann zwar nur eine Randnotiz in diesem Text sein, sie bezeichnet allerdings das Symptomatische der bisher eher dürftigen Rezeption von Werk und Leistung der Schlüsselfigur dieser kulturellen Ost-West-Achse auf Grazer Seite: des Künstlers, Netzwerkers und – speziell unter seinem Musiker-Alias J.B. Slik – sozusagen Ehrenkölners Jörg Schlick, der 2005 mit 54 Jahren viel zu früh an den Folgen einer Krebserkrankung verstorben ist. Seiner Freundschaft speziell mit Martin Kippenberger, vor allem aber einem ebenbürtigen Initiativgeist und Drang zum expansiven Netzwerken – vor dem Hintergrund eines zumindest im Rückblick ziemlich produktiven Provinzialismus, der die kulturelle Topographie des alten Westens prägte – verdankt sich zu einem Gutteil diesem seinerzeit in beide Richtungen fruchtbaren Kulturaustausch. Damit stecken wir allerdings schon mitten im Problem. Wenn heute bewundernd vom Köln der 1980er und 1990er Jahre die Rede ist, erübrigt sich in der Regel jeder Hinweis auf Graz. Käme die Sprache überraschenderweise aber auf Schlick, würde man Kippenberger quasi automatisch dazusagen. Wenn an Jörg Schlick erinnert wird, dann jedenfalls als Initiator der legendenumrankten Lord Jim Loge und als Herausgeber ihres Zentralorgans „Sonne Busen Hammer“.